Nach mehr als ein Jahr der Vorbereitungen auf die ersten Trekkingtouren 2017 fahre ich am Samstag den 08.07 um 15.00 Uhr mit einem Gefühl der Vorfreude und Aufregung zum Bahnhof in Lillehammer. Hier habe ich mich mit Bartholomäus, meinen offiziell ersten Reisegast, verabredet. Bartholomäus und ich standen uns das letzte Mal vor ca. 10 Jahren als Kontrahenten auf der Judomatte gegenüber. Als er Anfang diesen Jahres die Reise bei mir buchte, habe ich mich nicht nur über meinen ersten Reisegast gefreut, sondern auch darüber einen geschätzten ehemaligen Sportfreund wiederzusehen.
Nach der Begrüßung war schnell klar, dass wir die bevorstehenden Tage in der Natur gemeinsam in einem freundschaftlichen Verhältnis verbringen werden.

Nachdem wir die knapp 40 Kilometer von Lillehammer in das Wandergebiet gefahren sind, haben wir unsere Ausrüstung überprüft und diese in unsere Rucksäcke verpackt. Kaum haben wir die ersten Schritte in Richtung unserer ersten Unterkunft hinter uns, fallen dicke Regentropfen vom Himmel. Auf den wenigen Kilometern zu Hütte ließ der Regen bald nach und wir entfernten uns merklich von der Zivilisation. Erst auf einer Waldstraße und später nur noch einem kleinen Pfad folgend passierten wir kleinere Seen und mehrere Ferienhütten bis wir schließlich vor einer frischgestrichen Hütte mit großen Fenstern und fabelhaften Ausblick standen. Nach einem guten Abendessen hatten wir uns bei einem Bierchen viel aus der gemeinsamen Zeit als Judokas zu erzählen.

Am Morgen, nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken der Rucksäcke liefen wir direkt von der Hütte querfeldein, um den Wanderweg über den Gipfel des Spåtind (1414m) zu erreichen. Plötzlich begegneten wir völlig unerwartet einem Elch. Das imposante Tier blieb etwa 50 Meter vor uns stehen und schaute uns direkt an. Ich reagierte darauf indem ich mich vergewisserte, dass wir nicht zwischen der Elchkuh und ihrem Kind standen. Dieser Elch war alleine unterwegs und genauso schnell aus unserem Blickfeld verschwunden wie es auftauchte. Ich habe Bartholomäus erklärte, dass wir bereits am ersten Wandertag großes Glück hatten, denn 2015, als ich durch ganz Norwegen wanderte, habe ich nicht einen einzigen Elch gesehen. Nach anstrengenden Kilometern bergauf konnten wir bei bestem Wetter und klarer Sicht vom Gipfel des Spåtind ca.14% von ganz Norwegen sehen. Darunter auch die höchsten Berge des Landes in Jotunheimen. Eine weitere Stunde bergab erblicken wir einen wunderbaren Platz um unsere Zelte für die erste von insgesamt zwei Zeltnächten aufzubauen.
Für mich hat bei der Auswahl der Zeltplätze nach der Verfügbarkeit von Wasser die Aussicht aus dem Zelt eine hohe Priorität. So bauten wir das Nachtlager mit wunderbaren und weiten Blick ins Tal auf, genossen die Mahlzeit und das frische Wasser aus dem Bach.

Am Ende der nächsten Tagesetappen warteten wunderschöne Hütten mitten in der Natur und meist nicht weit entfernt von einem klaren Bergsee. So konnten wir uns durchgeschwitzt vom Wandern in dem glasklaren und kalten Wasser direkt neben unserer Unterkunft erfrischen und anschließend die Füße am bollernden Ofen in der Hütte aufwärmen.

Mit dem Besuch einer bewirtschafteten Hütte kamen wir nach drei Tage Einsamkeit wieder mit Menschen in Kontakt. So lernten wir bei einem gemeinsamen Abendessen andere Wanderer, meist Norweger, und die verschiedenen Sorten des lokal gebrauten Bieres kennen. Dieses war nicht ganz günstig aber dafür erfrischend und lecker. Erfrischend war definitiv auch die warme Dusche inklusive Seife und Haarwäsche.

Nach einer kürzeren Etappe von ca. 7 km kehrten wir schon am frühen Nachmittag auf der nächsten kleinen Hütte ein. Auf dieser Hütte blieben wir zwei Nächte und verbrachten einen erholsamen Ruhetag. An diesem packten wir einen Tagesrucksack mit unserem Angelequipment und versuchten unser Glück in einem Bergsee unweit der Hütte. Am Abend gab es aber dann doch wieder Pasta mit Tomatensoße. 😉

Gut erholt starteten wir in die letzten zwei längeren Etappen unserer Trekkingtour. Bei angenehmen Wetter und wunderbaren Blick auf die „Eisriesen“ in Jotunheimen begegneten uns gegen Ende der Tagesetappe freilaufende Pferde, die wohl den Zucker in den Rucksäcken bemerkten. Doch diesen brauchten wir noch für das Popcorn über dem Lagerfeuer an unsere zweiten und letzten Zeltübernachtung. Für diese suchten wir uns einen schönen Lagerplatz mit bereits vorhandener Feuerstelle in der Nähe eines kleinen Sees. Mit dem entzünden des Holzes, dass wir unweit des Lagerplatzes gefunden haben, kehrt die Gemütlichkeit ein. Nach einer warmen Mahlzeit und dem leckerem Popcorn ging es mit einer wohltuenden Müdigkeit ins Zelt.

Am letzten Tag fiel es uns schwer die Natur und Ruhe dieser wunderschönen norwegischen Landschaft zu geniessen. Es überwog die Freude auf das Hotel am Ende unserer Tour und damit verbunden auf die warme Dusche, die Sauna, den Pool, das Stück Fleisch und ein Bier zum Abendessen.

Ich finde es immer wieder beeindruckten wie sehr man sich auf die alltäglichen Dinge wie eine Dusche oder ein Stück Fleisch freuen kann, wenn einem diese Dinge nur vier Tage nicht zugänglich waren.

Der Abend im Hotel mit allen seinen Vorzüglichkeiten machte diese erste Wirvondraussen Trekkingtour zu einem wunderbaren Erlebnis für uns.

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